Queere Menschen erleben im Alltag weiterhin vielfältige Formen von Abwertung. Im persönlichen Umfeld, in politischen Debatten und insbesondere im digitalen Raum. Die Fachtagung „Zwischen (Un-)Sichtbarkeit und Haltung – Zivilgesellschaft und Polizei im Spiegel queerer Lebenswelten“ in Mainz beleuchtet Ursachen queerfeindlicher Einstellungen, zeigt aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen auf und diskutiert Wege zu mehr Sicherheit, Sichtbarkeit und Respekt. Staatssekretär Daniel Stich eröffnete die gemeinsame Veranstaltung der Leitstelle Kriminalprävention im Ministerium des Innern und für Sport sowie des Demokratiezentrums Rheinland-Pfalz.

„Diskriminierung hat keinen Platz in einer demokratischen Gesellschaft. Wir brauchen Dialog, gegenseitiges Verständnis und eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Zivilgesellschaft und queeren Communities“, sagte der Staatssekretär. „Sichtbarkeit, Respekt und Vertrauen sind Grundpfeiler unseres demokratischen Miteinanders. Rheinland-Pfalz steht für Offenheit und Vielfalt und für das klare Bekenntnis, dass jeder Mensch ohne Angst vor Ausgrenzung leben können muss.“

Die Fachtagung ist Teil der Initiative contraHass RLP, die sich gezielt gegen Hetze und Menschenfeindlichkeit im Netz richtet. Sie rückt die Wechselwirkungen zwischen queeren Netzwerken, zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren sowie staatlichen Institutionen wie der Polizei in den Mittelpunkt. „Wir brauchen starke Bündnisse, um queerfeindlicher Rhetorik und digitaler Hetze entgegenzutreten. Denn Hass bleibt nicht folgenlos, er wirkt in den Alltag hinein und bedroht das Sicherheitsgefühl vieler Menschen“, betonte Staatssekretär Stich weiter. „Deshalb ist es so wichtig, miteinander zu sprechen, voneinander zu lernen und Vielfalt als Stärke zu begreifen.“

Rund 100 Teilnehmende aus Polizei, Behörden, Kommunen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und der LSBTIQ*-Community kamen für den fachlichen Austausch zusammen. Moderiert wurde der Fachtag von Janboris Ann-Kathrin Rätz. Fachliche Impulse gaben Dr. Verena Molitor, Trainerin, Autorin und Beraterin für Diversity-Themen, die sich in ihrem Impulsvortrag den Herausforderungen im Verhältnis zwischen Polizei und queeren Personen widmete, sowie Diana Gläßer, die Ansprechstelle LSBTI* der Polizei Rheinland-Pfalz, und Sarah Bast, Leitung der Fachstelle Quint*, die über Praxiserfahrungen aus Community- und Polizeiarbeit berichteten. Maike Stemmler, Bildungsreferentin und Tanzpädagogin bei Detox Identity, gab Einblicke in digitale Männlichkeitsbilder und queerfeindliche Dynamiken im Netz.

Im anschließenden Podiumsgespräch diskutierten Joachim Schulte, Bürgerrechtler und Sprecher des Netzwerks QueerNet Rheinland-Pfalz, Katja Brill, stellvertretende Abteilungsleiterin im Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik, die Aktivistin und Historikerin Leonie Plaar, der Unternehmer, Aktivist und Podcaster Lars Tönsfeuerborn sowie die Medieninformatikerin, Bildungsreferentin und KI-Developerin Katharina Baumgartner über strukturelle Herausforderungen, gesellschaftliche Entwicklungen und Wege zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Polizei, Zivilgesellschaft und queerer Community.

Staatssekretär Stich dankte den Mitwirkenden und hob die Bedeutung kontinuierlicher Sensibilisierung hervor: „Vielfalt zu sehen und zu achten ist ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Das gilt auch für die Polizei, die tagtäglich Verantwortung für die Sicherheit aller Menschen trägt. Je besser wir verschiedene Lebensrealitäten verstehen, desto stärker wird das Vertrauen und desto besser gelingt unser gemeinsamer Einsatz für ein respektvolles Miteinander.“

(PM MdI)