Die Anzahl der im Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Montabaur aufgenommenen Verkehrsunfälle, hat fast wieder das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht.
Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich auf der BAB 3 von der Landesgrenze Hessen, ab der Anschlussstelle Diez, bis zur Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen, der Anschlussstelle Bad Honnef/Linz. Darunter zählt auch die BAB 48 vom Autobahndreieck Dernbach bis zum Kreuz Koblenz.
In 2019 waren insgesamt 1526 Verkehrsunfälle zu verzeichnen, welche in 2020, vermutlich pandemiebedingt, dem allgemeinen Landestrend folgend auf 1111 Unfälle zurückgingen.
Dieser Trend setzte sich auch im Jahr 2021 mit 1063 Verkehrsunfällen fort, wobei in 2022 mit 1408 Unfällen eine deutliche Steigerung um 345 Unfälle, einer Zunahme von 33,30 %, festzustellen war. Als möglicher Erklärungsansatz für diese Steigerung der Verkehrsunfallzahlen wurde die am 10.08.22 eingerichtete Baustelle auf der BAB 3, zwischen der Anschlussstelle Montabaur und der Tank- und Rastanlage Heiligenroth, gesehen. Diese Baustelle mit dringenden Fahrbahnsanierungsarbeiten erstreckt sich in beide Fahrtrichtungen auf insgesamt 6,3 Kilometern Länge.
Daher wurde eine Unfallanalyse für diesen Bereich der BAB 3 in drei Abschnitten im Zeitraum 10.08.2022 bis 31.12.2022 vorgenommen und den Unfallzahlen aus dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gegenübergestellt.
Im ersten Abschnitt wurden die Unfallzahlen im unmittelbaren Baustellenbereich betrachtet. In der Folge wurde die Richtungsfahrtrichtung Köln, ab der Anschlussstelle Diez bis zu Beginn der Baustelle, wegen häufigem Rückstau vor der Baustelle, in die Analyse einbezogen.
Im Anschluss erfolgte die Betrachtung in Fahrtrichtung Frankfurt/Main, ab der Anschlussstelle Ransbach-Baumbach bis zum Baustellenbeginn und die Auswirkungen des Rückstaus bei hoher Verkehrsbelastung bis die BAB 48 aus Fahrtrichtung Koblenz kommend.
Im Unmittelbaren Baustellenbereich ereigneten sich vom 10.08.2021 bis 31.12.2021 lediglich 47 Verkehrsunfälle, wobei es zu einem Verkehrsunfall mit schwerverletzten (Unfallkategorie P 2) und 4 Unfällen mit leichtverletzten Personen (Unfallkategorie P3) kam.
Im Gegensatz dazu ereigneten sich im Vergleichszeitraum in 2022, im fraglichen Streckenabschnitt der Baustelle, insgesamt 145 Verkehrsunfälle, was eine Steigerung um 208,51 % darstellt. Hierbei wurde niemand schwer verletzt. Es kam jedoch zu 11 Unfällen mit leichtverletzten Personen.
Betrachtet man nun die Unfallzahlen ab der AS Diez bis zum Beginn der Baustelle, so ereigneten sich in 2021 lediglich 44 Unfälle, darunter drei Verkehrsunfälle mit leichtverletzten Personen.
Diese Zahl stieg im Jahr 2022 allerdings deutlich auf insgesamt 113 Unfälle, darunter ein Verkehrsunfall mit schwerverletzter Person und 11 Verkehrsunfälle mit leichtverletzten Personen.
In die Gegenrichtung, also in Fahrtrichtung Frankfurt/Main, ab der AS Ransbach-Baumbach bis zum Beginn der Baustelle, waren in 2021 nur 35 Verkehrsunfälle (davon ein VU Kategorie P2 u. drei VU Kategorie P3) zu verzeichnen.
Auch hier ist im Jahr 2022 eine signifikante Steigerung auf insgesamt 133 Unfälle (davon zwei VU Kategorie P2 u. fünfzehn VU Kategorie P3) festzustellen.
Als besonders tragisch ist die Situation auf der BAB 48 aus Richtung Koblenz zu bezeichnen. Hier kamen in 2022, bei einer Gesamtzahl von 14 Verkehrsunfällen (davon zwei Unfälle mit Schwerverletzen), aufgrund der Staubildung vor der Baustelle auf der BAB 3 zwei Personen ums Leben. Dem gegenüber stehen aus 2021 nur 2 Verkehrsunfälle auf der BAB 48, wobei lediglich Sachschaden entstand.
Die Unfallanalyse bestätigte somit den Verdacht, dass sich die Verkehrsunfallzahlen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Montabaur, durch die Großbaustelle auf der BAB 3 negativ entwickelt haben.
Vergleicht man in der Gesamtbetrachtung nun die Jahre 2022 mit den Jahren 2020 und 2021 bleibt festzustellen, dass sich die Unfallzahlen auf nahezu gleichbleibendem Niveau bewegen.
Unfallkategorie
Betrachtung der VU mit tödlichem Ausgang (Unfallkategorie P1)
In 2022 ereigneten sich insgesamt 3 Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang. Davon ereigneten sich zwei Verkehrsunfälle auf der BAB 48, Koblenz in Fahrtrichtung ADD, sowie ein Verkehrsunfall auf der BAB 3, Fahrtrichtung Köln, zwischen der AS Neuwied/Altenkirchen und der AS Neustadt/Wied.
Auf der BAB 48 kam es, aufgrund der Baustelle auf der BAB 3, Bereich AS Montabaur, auch zu einem Rückstau auf der BAB 48. Dieser Rückstau wurde durch zwei Verkehrsteilnehmer trotz eingerichteter Stauvorwarnanzeigen zu spät erkannt, wodurch es zu folgeträchtigen Auffahrunfällen kam, in deren Verlauf zwei Personen tödlich verletzt wurden. Diese Unfälle ereigneten sich auf gerader Strecke bei normalen Sichtverhältnissen.
Darüber hinaus kam es am 14.12.2022 auf der BAB 3 zum dritten Unfall mit tödlichem Ausgang. Hierbei kam ein PKW ins Schleudern und stieß mit einem Sattelzug zusammen.
Betrachtet man nun die drei tödlichen Verkehrsunfälle (VU Kategorie P1) in 2022 so bleibt festzustellen, dass sich die beiden Unfälle auf der BAB 48 im Rückstau der Baustelle auf der BAB 3 ereigneten.
Der Unfall auf der BAB 3 lässt keine Besonderheiten erkennen.
Hier noch die Auflistung der tödlichen Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich der PAST Montabaur ab 2018.
Verteilung der Unfallzahlen 2022 auf die BAB 3 / BAB 48
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle in 2022 belief sich im Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Montabaur auf insgesamt 1408 Unfälle. Hiervon entfielen 350 Verkehrsunfälle auf die BAB 48 und insgesamt 1058 Verkehrsunfälle auf die BAB 3.
Unfallursachen
Unfallhäufungsstellen
Im Rahmen der Arbeit der Autobahnunfallkommission konnten im Berichtsjahr 2021 keine Unfallhäufungslinien oder Unfallhäufungsstellen erkannt werden. Die zuvor in einer Unfallanalyse betrachtete Baustelle auf der BAB 3 wird sicherlich im Berichtsjahr 2022 als Unfallhäufungslinie eine Rolle spielen und als wichtige Planungsgrundlage für weitere anstehende Fahrbahnsanierungsarbeiten auf der BAB 3 dienen.
Zielgruppen bei den Verkehrsunfällen
Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten
Bei 27 Verkehrsunfällen (Kategorie P2) wurden im Jahr 2022 insgesamt 34 Personen schwer verletzt. 1 Verursacher stammte aus der Zielgruppe der Jungen Fahrer und wurden als Verursacher schwer verletzt. Aus der Zielgruppe der Senioren (65+) gab es 5 Unfallverursacher, welcher bei den beiden hier registrierten Unfällen (Kategorie P 2) schwer verletzt wurde.
Junge Fahrer
In 2022 ereigneten sich insgesamt 152 Unfälle unter Beteiligung von Personen im Alter von 18-24 Jahren. Dies stellt eine Steigerung zu 2021 um 23 Unfälle (17,80 %) dar. Hierbei wurden 2 Personen schwer und 37 Personen leicht verletzt.
Senioren
Ausweislich der Statistik ereigneten sich 2022 insgesamt 227 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Senioren im Alter von mindestens 65 Jahren. Damit ist diese Personengruppe an 16,12 % aller Unfälle beteiligt, was eine Zunahme von 77 Verkehrsunfällen (2,01 %) zu 2021 darstellt.
Bei diesen Verkehrsunfällen wurde ein Senior tödlich verletzt, der selbst nur als Beifahrer im Pkw saß, der nicht Unfallverursacher war. Weiterhin wurden 13 Personen der Zielgruppe leicht und 5 Personen schwer verletzt.
Lkw-Fahrer
Im Jahr 2022 ereigneten sich 611 Unfälle unter Beteiligung von LKW. Dies stellt eine Steigerung zu 2021 um 129 Unfälle (26,80 %) dar. An diesen Verkehrsunfällen waren insgesamt 148 LKW bis 3,5 Tonnen und 462 Lkw über 3,5 Tonnen, sowie 1 Gefahrguttransporter beteiligt. Zum Austritt von Gefahrgut kam es nicht.
Durch die Verkehrsunfälle wurden 2 Personen tödlich verletzt. Zudem waren 43 leicht verletzte sowie 12 schwer verletzte Personen zu beklagen.
Verkehrsunfälle aller Kategorien mit Einwirkung berauschender Mittel
In 2022 ereigneten sich zudem insgesamt 28 Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, wobei diese in 21 Fällen durch Fahrzeugführer von Personenkraftwagen (PKW) und in 7 Fällen durch Fahrer von Lastkraftwagen verursacht wurden.
Hinzu kamen 13 Verkehrsunfälle unter Einfluss berauschender Mittel (Drogen), die sich wie folgt aufteilen:
- 10 Verursacher führten einen PKW
- 2 Verursacher führten einen LKW.
Im Jahre 2021 hingegen ereigneten sich 20 Verkehrsunfälle unter der Einwirkung berauschender Mittel
Davon 6 mit Alkohol und 14 unter der Einwirkung berauschender Mittel. Somit verzeichnet die Polizeiautobahnstation Montabaur einen Anstieg um 15 Fälle (75%) in 2022.
(Anmerkung: Mischintoxikation werden in jeder betroffenen Ursachengruppe erfasst)
Verkehrsunfälle mit Verkehrsunfallflucht § 142 StGB
2022 waren insgesamt 216 (15,34 %) Verkehrsunfälle zu verzeichnen, die den Straftatbestand der Verkehrsunfallflucht gemäß § 142 StGB erfüllten. Davon konnten 89 Unfälle, also 41,20 % aufgeklärt bzw. die verantwortlichen Fahrzeugführer ermittelt werden.
Im gleichen Zeitraum ereigneten sich 2021 insgesamt 198 (18,62 %) Verkehrsunfälle, die den Straftatbestand der Verkehrsunfallflucht gemäß § 142 StGB erfüllten. 73 bzw. 36,90 % dieser Fälle konnten dabei aufgeklärt werden.
Verfolgungs-/Überwachungsmaßnahmen
Verfolgungsmaßnahmen Alkohol und Drogen
Sonstige Strafanzeigen, Owi und Verwarnungen im Straßenverkehr
Wildunfälle
Verhinderte Trunkenheitsfahrten / LKW Abfahrtskontrollen
Im Jahr 2022 wurden, wie bereits 2019, 2020 und 2021, um möglichen Verkehrsunfällen sowie Trunkenheitsfahrten entgegenzuwirken, Abfahrtskontrollen von LKW-Fahrern auf den Parkplätzen / Tank- und Rastanlagen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiautobahnstation Montabaur durchgeführt. Diese Kontrollmaßnahmen wurden durchweg begrüßt und verständnisvoll begleitet. Zudem fand ein intensiver Austausch in Form von verkehrserzieherischen Gesprächen mit den kontrollierten LKW-Fahren statt.
Erfreulicherweise war bei der überwiegenden Anzahl der Kontrollen auch in 2022 nichts zu beanstanden. In einzelnen Fällen musste die Weiterfahrt, wenn auch nur kurzfristig, jedoch aufgrund der Alkoholisierung des jeweiligen Fahrzeugführers untersagt werden.
Um den Verkehrsunfällen auch weiterhin wirkungsvoll entgegen zu wirken, werden neben einer ständigen Überprüfung der Beschilderung auch die Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durch die PAST Montabaur kontinuierlich fortgeführt.
Diesbezüglich wurden in 2022 gemeinsame Kontrollen mit der Polizeiinspektion Montabaur durchgeführt, welche auch in 2023 fortgeführt werden. Ziel dieser Kontrollen bestand und besteht darin eine der Hauptunfallursachen, hier Alkohol und Drogen im Straßenverkehr, zu bekämpfen.
Darüber hinaus werden neben den fest installierten Geschwindigkeitsmessanlagen mobile Messtechniken eingesetzt. Aggressivem Fahrverhalten wird durch den Einsatz modernster Technik in einem zivilen Funkstreifenwagen „ProViDa“ Weiterhin wird, ebenfalls unter Einsatz des sog. „ProViDa“, auch ein Augenmerk auf den einzuhaltenden Sicherheitsabstand gelegt und festgestellte Abstandsverstöße konsequent geahndet.
2022 konnten insgesamt 230 Fahrzeugführer/Fahrzeugführerinnen festgestellt wurden, welche den erforderlichen Mindestabstand zum Vorausfahrenden nicht einhielten. Ein Hauptaugenmerk wurde hierbei auf die LKW über 3,5 t gelegt, welche auf Autobahnen, wenn die Geschwindigkeit mehr als 50km/h beträgt, gemäß § 4 Abs. 3 StVO zu vorausfahrenden Fahrzeugen einen Mindestabstand von 50 m einzuhalten haben.
Weiterhin fand und findet eine Sensibilisierung aller Beamtinnen und Beamten im Erkennen von alkoholisierten und drogenbeeinflussten Fahrzeugführern statt. Diese wirkt sich, wie eine fundierte Aus- und Weiterbildung, in allen Aufgabenbereichen unserer Polizeiautobahnstation, positiv auf die Unfallentwicklung aus.
Darüber hinaus arbeiten Autobahnpolizei und Autobahnmeisterei sehr eng zusammen. So ist es auch einem stets raschen und effizienten Einsatz der Mitarbeiter der Autobahnmeisterei zu verdanken, dass bei extremen Wetterlagen, insbesondere Eis- und Schneeglätte, die Gefahr minimiert und möglichst freie Bahn geschaffen wird.
Außerdem stellen verlorene Ladungsteile sowie sonstiger Gegenstände auf der Autobahn ein erhebliches Gefahrenpotential für andere Verkehrsteilnehmer und die Einsatzkräfte dar. Eine Beseitigung derartiger Gegenstände kann oftmals und zeitnah nur mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen seitens der Autobahnmeisterei durchgeführt werden, um teils schwerwiegende Unfälle zu vermeiden.
(PM POL)